K./Nordrhein-Westfalen. – Sie waren zu dritt. Am Mannloch des Silos. Für Wartungsarbeiten. Und dachten, das Silo sei leer. Beim Öffnen des Mannlochdeckels rieselte ihnen Pulver entgegen. Und an ihnen vorbei runter zum Lüfter. Dann ging alles rasend schnell. Es kam zu einer Verpuffung mit Brand. Die drei versuchten zu flüchten. Vergeblich.

 

Für die Wartungsarbeiten war das 70 m3 große Aluminium-Silo leergefahren worden. Die Anzeige war eindeutig: Füllhöhe = 0. So muss es sein, wenn die Kammer geöffnet wird. Klaus H. (57), Igor W. (41) und Laurent P. (26) befanden sich auf der Arbeitsbühne rechts und links vom Mannloch. Mit Edelstahlzange und Montiereisen aus Stahl ging es dem 60 cm großen Deckel an den Kragen. Doch dieser war verklemmt und ließ sich nur einen Spalt öffnen. Die Sichtkontrolle durch den Spalt ergab, dass die Silokammer wirklich leer war. Mit dem Montiereisen wurde dann der Deckel aufgehebelt. Dabei rieselte überraschenderweise eine größere Pulvermenge heraus. Und dann gleich weiter durch den Gitterrostboden ca. 4–5 m runter auf die nächste Etage. Dort befanden sich die Lüfter.

 

Staub-Luft-Gemisch entzündet sich

Und dann ging alles rasend schnell. Das Staub-Luft-Gemisch entzündete sich. Es kam zu einer Verpuffung mit nachfolgendem Brand. Klaus, Igor und Luis versuchten geistesgegenwärtig noch zu flüchten. Für Klaus kam jede Hilfe zu spät. Igor und Luis wurden mit schweren Brandverletzungen in die Klinik gebracht.

 

„Bei diesem Unfall wurden die Messwarte und der Schaltraum der Produktionsanlage vollständig zerstört“, so die zuständige Aufsichtsperson. „Es blieb unerkannt, dass das Silo zum Teil noch mit Pulver gefüllt war. Als Zündquelle kommen zwei Möglichkeiten in Betracht. Entweder die Lüftungsventilatoren weiter unten oder ein Thermitfunke, der entsteht, wenn Aluminium und Eisenoxid miteinander reagieren. Dies könnte beim Aufstemmen des Mannlochdeckels passiert sein. Der Arbeitsbereich gehört zu Ex-Zone 22. Das heißt, hier ist bei Normalbetrieb nicht damit zu rechnen, dass explosionsfähige Gasgemische in Form einer Wolke brennbaren Staubes entstehen. Im Zweifelsfall sollten Mitarbeiter die Arbeiten stoppen und sich an ihren Vorgesetzten wenden.“

Kurz & knapp

  • Vorab analysieren: Wann bildet sich Staub, wo sammelt der sich und ist dieser brennbar? Staubauffangsysteme reduzieren die Explosions- und Brandgefahr.
  • Explosionsgefährdete Bereiche in Ex-Zonen einteilen und kennzeichnen. Entsprechende Schutzmaßnahmen umsetzen. Zündquellen vermeiden wie Handys, Taschenlampen, elektrische Geräte, elektrostatisch aufgeladene Kleidung.
  • Bei Füllstandsmessungen neben dem Check der Füllstandsanzeige immer auch eine Massenkontrolle durchführen. Es kann durch Anbackungen zu fehlerhaften Füllstandsanzeigen kommen.
  • Silos vor dem Öffnen mit Wasser reinigen, damit kein trockenes, staubhaltiges Produkt mehr vorhanden ist.