P./Brandenburg. – „Es ist eine Katastrophe! Menschen wurden zwar nicht verletzt. Aber ob und wann wir wieder arbeiten können, weiß keiner“, sagt Geschäftsführer Matthias O. (49). Ein Brand im Kieswerk – klingt erstmal unwahrscheinlich. Metall, feuchter Sand und Kies, was soll da brennen?

 

Ein völlig banaler Job. Knut K. (38), ein erfahrener Schweißer, arbeitet bei einer Stahlbaufirma. Die soll in einem Kieswerk in der Sommerpause die Anlagen warten. Knuts Auftrag: ein Doppelblech von außen an die Siloentwässerung schweißen. Ein Routinejob. Aber weder Knut noch seine Vorgesetzten hatten vorab in das Silo geschaut und das Innere überprüft. An der Innenwand waren alte Förderbandgummis als Prallschutz befestigt. Bei einem doppelwandigen Silo kein Problem. Doch hier fehlte aufgrund von Verschleiß das schützende Luftpolster zwischen Innen- und Außenwand. Als Knut mit dem Schweißen begann, wurde die Silowand heiß und immer heißer. Er war mit seiner Arbeit fast fertig, da sah er es plötzlich: Schwarzer Qualm stieg aus dem Silo – das Gummi hatte sich entzündet!

 

Fataler Domino-Effekt

Knut holte einen Schlauch, wollte löschen – vergeblich. Die Kettenreaktion war schon in vollem Gange: Eine Siebmaschine fing Feuer. Im Silo ging’s zu wie in einem Kamin. Die Abzugsöffnung stand offen. In Windeseile breitete sich das Feuer aus und setzte das Förderband darüber in Brand. Das Feuer fraß sich das Band entlang, bis fünf Brandherde loderten. Mit extremer Rauchentwicklung. Eine absolute Katastrophe! Und ein Großeinsatz für die Feuerwehr. Die schaffte es, das flammende Inferno einzudämmen und nach mehreren Stunden zu löschen. Niemand wurde verletzt, aber die halbe Anlage wurde zerstört.

Die Unfalluntersuchung zeigte, dass die Arbeiten nur mündlich und nicht schriftlich mit der Wartungsfirma vereinbart waren. Die Arbeitsstelle wurde vorher nicht kontrolliert. Eine Gefährdungsbeurteilung lag nicht vor. „Die Beteiligten“, so der Unfallbericht, „hätten Art und Ausführung der Schweißarbeiten vorher schriftlich vereinbaren müssen, da es sich um einen feuergefährlichen Bereich handelte, an dem gearbeitet wurde.“ Eine Erkenntnis, die den Mitarbeitern des Kieswerks nichts nützt: Ihr Arbeitsplatz ist für das nächste halbe Jahr erstmal weg.

Kurz und knapp

  • Gefährdungen beim Schweißen ermitteln und für einen sicheren Schweißarbeitsplatz sorgen.
  • Brandschutzmaßnahmen planen und umsetzen; Wärmeleitung und Funkenflug bedenken.
  • Brennbare Materialien in der Nähe der Schweißarbeiten entfernen oder mit feuerfesten Planen abdecken.
  • Brandwache aufstellen und Feuerlöscher bereithalten
  • Schweißarbeiten dürfen nur von dafür qualifizierten und unterwiesenen Personen ausgeführt werden.