Interview zu betrieblichen Coronamaßnahmen von WESTKALK, Betrieb Warstein, mit dem technischen Leiter Dr. Guido Mausbach, dem Sicherheitsingenieur Carsten Moll (BG RCI) und Winfrid Theisgen, Betriebsarzt (BG RCI).

 

Wie war das für Sie im Betrieb am Beginn der Corona-Zeit und wie ist es jetzt?

Mausbach: Für uns hat sich am Anfang die Frage gestellt: Wie sorgen wir dafür, dass die Mitarbeiter gesund bleiben und nicht die gesamte Mannschaft in Quarantäne muss? Das hatte eine ganze Reihe von Maßnahmen zur Folge. Zum Beispiel wurden alle Besprechungen und Dienstreisen abgesagt. Auch Betriebsversammlungen waren nicht mehr möglich. Außerdem haben wir uns gefragt: Werden wir wirtschaftliche Probleme bekommen? Das war damals für alle im Betrieb eine Unsicherheit. Dies stellte sich jedoch schnell als unbegründet heraus.

 

Was musste alles bedacht und in die Wege geleitet werden?

Mausbach: Kunden kamen auf uns zu und stellten die Frage: Wie stellt WESTKALK ab sofort die Lieferbereitschaft sicher? Das war für uns ein großes Thema. Die Geschäftsführer stellten dazu gleich einen betrieblichen Corona-Pandemie-Plan auf. Dabei ging es vor allem um hygienisches Verhalten am Arbeitsplatz und darum, Handkontakt zu vermeiden. Der Plan wurde dann um das Masken-Thema erweitert. Da war klar, dass Masken auch betrieblich einen guten Schutz bieten.

 

Welche Herausforderungen gab es?

Mausbach: Der Einsatz von Masken war für uns kein Thema, weil wir im Rahmen der PSA ohnehin den Mitarbeitern FFP2-Masken zur Verfügung stellen müssen, wenn sie im staubigen Milieu arbeiten. Das Problem war, sie zu bekommen. Wir durften die Masken ja nur einmal benutzen. So viele hatten wir nicht auf Lager und sie zu besorgen war extrem schwierig und kostete richtig Geld.

 

Welche weiteren Maßnahmen hat WESTKALK getroffen?

Mausbach: Im Internetportal der BG RCI gibt es ja Musterbetriebsanweisungen. Dort war der Schwerpunkt „Infektion als Gefährdung“ vorhanden. Darauf folgte ein Muster speziell auf SARS-CoV-2. Das haben wir dann gern übernommen und angepasst. Unsere Maßnahmen und unser Pandemie-Plan wurden erweitert und immer detaillierter.

Moll: Wir haben uns außerdem immer wieder über Mail und Telefon ausgetauscht, weil ja doch tagtäglich neue Informationen hinzukamen. Das war der schnellste Weg.

Was war besonders wichtig?

Mausbach: Für uns war wichtig, betriebsrelevante Mitarbeiter zu schützen. Wären die beiden Sekretärinnen oben in der Verwaltung gleichzeitig ausgefallen, hätten wir dort ein Problem gehabt. Deshalb wurden die beiden getrennt und eine Mitarbeiterin ins Homeoffice geschickt. Das Gleiche haben wir mit den Betriebsleitern und ihren Stellvertretern gemacht. Und mit den beiden Elektrikern. Einer blieb in Bereitschaft. Homeoffice geht ja nicht.

Theisgen: Diese Maßnahmen wurden hier schon sehr frühzeitig umgesetzt. Das war sehr sinnvoll, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Es handelt sich bei SARS-CoV-2 ja um eine Tröpfcheninfektion. Um das Infektionsrisiko zu minimieren, gilt es, die Ausbreitung dieser Tröpfchen zu vermeiden. Da kommen die bekannten AHA-Regeln ins Spiel: Abstand einhalten, Hygiene (Hände waschen, desinfizieren), Alltagsmaske tragen und regelmäßig lüften.

 

Was war für die Mitarbeiter wichtig?

Mausbach: Sozialräume und Duschen wurden zunächst gesperrt. Mittlerweile sind aber nur noch die benachbarten Duschen und Toiletten gesperrt. Wir haben auch den Sitzabstand in den Pausenräumen auf 1,5 m gesetzt. Diese Maßnahmen basieren alle auf den AHA-Regeln. Jeder Mitarbeiter hat bei uns drei Arbeitskleidungssätze. Einen in Benutzung, einen in der Wäsche und einen im Schrank. Verschmutzte Arbeitskleidung kommt in einen speziellen Einwurfschrank. Die Reinigung übernimmt ein Dienstleister. Hände waschen mit Seife war kein Thema, weil wir aufgrund der Futtermittel-Zertifizierung schon immer Seifenspender und Papierhandtücher zur Verfügung gestellt haben.

 

Wie wurden die Mitarbeiter mit einbezogen?

Mausbach: Die Mitarbeiter wurden in Kleingruppen zur Corona-Pandemie unterwiesen und über den Betriebsrat einbezogen. Wir haben uns auch bedankt bei den Mitarbeitern und kleine Präsente verschenkt.

Moll: Die Sonderunterweisungen waren eine wichtige Maßnahme, um die Mitarbeiter zu informieren und aufzuklären.

 

Die Mitarbeiter waren ja sicher auch ängstlich oder unsicher?

Mausbach: Ja, sie wussten nicht genau, was wird, machten sich vor allem Sorgen um ihren Arbeitsplatz. Unsere Führungskräfte und Betriebsleiter wurden angewiesen, darauf zu achten, dass die Mitarbeiter sich an die Regeln halten und das Thema ernst nehmen. Auch mit Kunden und Lkw-Fahrern z. B. im Bereich der Waage. Das ist ein kritischer Arbeitsplatz, weil dort der direkte Kontakt zum Kunden ist. Hier wurde ein Spuckschutz aufgestellt und ein Hinweis aufgehängt, dass Maskenpflicht besteht, wenn sie den Raum betreten.

Theisgen: Wenn jemand medizinische Fragen hat, besteht die Möglichkeit für alle Mitarbeiter, mich telefonisch zu erreichen und ein Gespräch zu führen.

Moll: Bei sicherheitstechnischen Fragen stehe ich den Mitarbeitern zur Verfügung. Meiner Ansicht nach sind nur gut informierte Mitarbeiter in der Lage, ihre geforderte Leistung zu erbringen. Die Mitarbeiter müssen sich angesprochen und verstanden fühlen.

 

Was würden Sie anderen Betrieben empfehlen?

Mausbach: Die AHA-Regeln plus Lüften auf jeden Fall. Und: das Thema ernst nehmen. Der ein oder andere wird jetzt vielleicht nachlässig. Auf keinen Fall die Maßnahmen zu früh lockern.

Theisgen: Eine Betriebsanweisung erstellen, im Betrieb aushängen und die Mitarbeiter unterweisen. Desinfektionsmittel am Arbeitsplatz bereithalten, gerade dann, wenn Wechsel auf den Fahrzeugen stattfinden. Auch im Privatleben müssen die Regeln eingehalten werden.

 

Mehr dazu unter:

www.bgrci.de/praevention/coronavirus/