Interview mit Matthias Bradatsch, Facharzt für Arbeitsmedizin, zum Röntgenmobil der BG RCI, das auch in Corona-Zeiten unterwegs ist.

 

Wenn ein Mitarbeiter jetzt zu Corona-Zeiten ins Röntgenmobil kommt: Wie ist der genaue Ablauf?

Bradatsch: Jeder Mitarbeiter kommt vorn erst mal zur Treppe. Dort steht das Desinfektionsmittel. Dann heißt es: Hände desinfizieren. Wenn nicht vorhanden, bekommt er von uns einen Mund-Nasen-Schutz. Dann wird über der Stirn Fieber gemessen und gefragt, ob er irgendwelche Erkältungsanzeichen oder Infektionszeichen hat. Wenn er die nicht hat, kommt er rein ins Röntgenmobil. Dann muss er sich Schutzschuhe anziehen und Handschuhe bei engem Kontakt. Der Fahrer macht vorn den Empfang und nimmt die Daten von ihm auf. An jeder Kontaktstelle gibt es Spuckschutzwände. Alle Mitarbeiter tragen im Gegensatz zu früher Einmalkittel, die einmal pro Tag gewechselt werden, FFP2-Masken und Handschuhe. Anschließend führt der Arzt das Aufklärungsgespräch. Dann werden Blutdruck gemessen, Herz und Lunge abgehört und – wenn gewünscht – eine Röntgenaufnahme gemacht.

 

Wie lange muss man dann auf das Ergebnis warten?

Bradatsch: Die Röntgenaufnahmen sind in einer Minute fertig. Die kann man sich schon mal gemeinsam angucken. Das ist allerdings nicht die endgültige Befundung. Die machen wir Arbeitsmediziner in aller Ruhe dann eine Woche später in dem jeweiligen Zentrum. Beim ersten Draufgucken schauen wir, ob es gesundheitlich irgendwelche Veränderungen gibt und ob irgendwas Auffälliges zu sehen ist. Wenn wir etwas finden, wird der Mitarbeiter benachrichtigt und bekommt dann einen Arztbrief für den Hausarzt oder einen Spezialisten.

 

Und dann kommt der Nächste dran?

Bradatsch: Nach jedem Mitarbeiter wird der komplette Raum desinfiziert und das komplette Mobil gelüftet. Wir haben im Mobil auch eine Frischluftzufuhr und eine nach unten gehende Absaugung. In den Klimaanlagen sind jetzt spezielle Filter drin. Wenn sich Aerosole bilden, werden die direkt nach unten abgesaugt. Es ist sehr anstrengend, so zu arbeiten. Deshalb haben wir auch das Ablaufkonzept geändert. Wir untersuchen jetzt drei Mitarbeiter pro Stunde. Früher waren das viel mehr.

 

Was ist noch wichtig?

Bradatsch: Wenn man mit so einem Mobil durch die Gegend fährt, dann besteht ja immer die Gefahr, dass man möglicherweise eine Infektion weiterträgt. Und das müssen wir mit allen Maßnahmen ausschließen. Deswegen sind wir ganz, ganz vorsichtig.

 

Was sagen die Beschäftigten zu diesen Maßnahmen?

Bradatsch: Die Resonanz ist sehr gut. Die Mitarbeiter sehen und verstehen, dass wir sie schützen wollen, und auch, dass wir uns schützen wollen. Da gibt es überhaupt kein Gemecker, weil es umständlicher ist oder ein bisschen länger dauert. Da draußen bilden sich auch manchmal Schlangen. Natürlich legen wir auch da Wert auf die Abstandsregelungen, aber es wird nicht gemurrt, es wird akzeptiert.

 

Was ist Ihnen als Arbeitsmediziner zu dem Thema wichtig?

Bradatsch: Mir ist wichtig, dass Corona ernst genommen wird. Corona ist keine Grippe! Und wenn man dann liest, so und so viele Erkrankte, Infizierte, so und so viele Genesene, muss man wissen: genesen bedeutet nicht gesund! Die haben dann vielleicht kein Corona mehr, aber es wird ja jetzt immer deutlicher, was das für Folgen hat. Die Erkrankung ist eine sehr, sehr ernst zu nehmende Geschichte und das ist mir wichtig. Dass jeder das wirklich ganz ernst nimmt. Und dass an den Arbeitsplätzen die Abstandsregeln eingehalten werden und – wo es notwendig ist – Masken getragen werden.