H./Niedersachsen. – Gabin K. (37) sollte Reparaturarbeiten am Silo durchführen. Um zu verhindern, dass jemand die Anlage ungewollt einschaltet, betätigte er den Not-Halt-Schalter des Abzugsbandes per Reißleine. Dann betrat er die so stillgesetzte Anlage. Völlig unerwartet entriegelte ein Kollege den Not-Halt. Das Abzugsband lief ohne Vorwarnung an. Gabin verlor das Gleichgewicht und wurde unter das Silo gezogen.

 

Während Gabin am Silo arbeitete, war sein Kollege Nuri L. (41) dabei, eine neue Materialmischung für die Mischanlage vorzubereiten. Vom Bedienstand im Nebengebäude aus wollte er die Anlage starten. Doch es gab eine Fehlermeldung im Bereich des Abzugsbandes. Nuri verließ den Bedienstand, um nach der Ursache zu schauen. Und fand den verriegelten Not-Halt-Schalter. Für ihn die Ursache der Fehlermeldung. Die in letzter Zeit häufiger vorkam, weil sich immer wieder Feiernde unerlaubt Zutritt zum Betriebsgelände verschafft und aus Spaß an der Reißleine gezogen hatten. Nuri schaute, ob sich nicht doch jemand auf der Anlage befand. Als er niemanden sah, entriegelte er den Not-Halt-Schalter. Und das Abzugsband setzte sich in Bewegung. Zu diesem Zeitpunkt befand sich Gabin fast 30 m entfernt auf dem Abzugsband. Beim Anlaufen verlor er das Gleichgewicht, wurde unter das Silo gezogen und schwer verletzt.

 

„Das Abschalten des Hauptschalters und Sichern mit Schloss hätte den Unfall verhindert.“

 

„In der Betriebsanweisung stand, dass bei Reparaturarbeiten die Anlage über den Hauptschalter abzuschalten und durch ein Schloss gegen Wiedereinschalten zu sichern ist. Diese Maßnahme hätte den Unfall wirksam verhindert“, so die zuständige Aufsichtsperson. „Der Mitarbeiter war jedoch unzureichend unterwiesen worden. Als Schutzmaßnahme wurde hier lediglich das Betätigen des Not-Halt-Schalters gefordert. Ein Schloss wurde erst nach dem Unfall bereitgestellt. Durch das Entriegeln des Not-Halt-Schalters hätte das Abzugsband nicht automatisch anlaufen dürfen. Dies darf nur über den Bedienstand möglich sein. Dabei wird erst die Anlaufwarneinrichtung aktiviert. Und etwa 15 Sekunden später beginnt dann das Band zu laufen. In dieser Zeit hätte Herr K. den Gefahrenbereich verlassen oder durch das Ziehen der Reißleine die Anlage stoppen können. Bei der Unfalluntersuchung stellte sich heraus, dass ein Programmierfehler vorlag, der jahrzehntelang von niemandem bemerkt worden war. Egal ob ein unentdeckter Fehler vorliegt oder nicht – für Reparaturarbeiten sind Anlagen immer am Hauptschalter stillzusetzen und mit einem Schloss gegen Wiedereinschalten zu sichern.“