Interview mit Erich Oberfichtner, Operations Director, und Sebastian Kallert, Manager für Arbeitssicherheit, Umwelt, Gesundheit des Siniat-Werk Hartershofen zum neuen innerbetrieblichen Verkehrskonzept und wie die Mitarbeiter einbezogen werden.

 

Was ist das Besondere an Ihrem innerbetrieblichen Verkehrskonzept?

Oberfichtner: Die Siniat-Gruppe hat 2015 ein neues Programm ins Leben gerufen. Dieses soll eine Trennung von Fußgängern und Fahrzeugen in den Werken gewährleisten. Das heißt, jedes Werk musste eine Risikobeurteilung machen, Gefahrenstellen erkennen und neue Lösungen finden. Wir verändern über Risikoanalysen, über die Auswertung von Beinahe-Unfällen und indem wir mit den Mitarbeitern über die Wichtigkeit sprechen, auch die richtigen Wege zu nutzen. Es hilft nichts, wenn wir neue, sichere Wege machen und die werden nicht genutzt.

 

Das ist dann ein längeres Projekt?

Oberfichtner: Wir machen das Schritt für Schritt. Das heißt, wir sind immer noch dabei, Knotenpunkte abzuschaffen oder komplett zu trennen. Es ist schwierig, das ist ein älteres Werk. In einem neuen Werk mit neuem Design könnte man das von Anfang an besser planen.

 

Mit welchen Maßnahmen sorgen Sie für mehr Sicherheit?

Oberfichtner: Wir versuchen im Prinzip, die Fußgänger komplett von den Verkehrswegen wegzubringen. Wenn es Kreuzungspunkte gibt, werden die entsprechend gesichert, z. B. mit Barrieren, so dass man nicht einfach drüberlaufen kann. Da ist dann immer eine Tür, die der Fußgänger aufmachen und dann auch wieder zumachen muss. Dafür muss er erst einmal einen Schritt zurücktreten. Das gibt auch dem Staplerfahrer mehr Zeit, das zu sehen. Kreuzungspunkte sind außerdem mit Deckenspiegeln und Zebrastreifen gesichert. Und alle tragen Warnwesten.

Kallert: Das ist das Besondere bei uns. Die meisten Firmen haben nur Markierungen. Wir haben technische Schutzeinrichtungen, so dass die Mitarbeiter gar nicht abkürzen können, weil das meistens gar nicht möglich ist.

Oberfichtner: Außerdem nutzen wir ein Warnsystem mit Transpondern. Die senden ein Signal aus und der Staplerfahrer kriegt ein optisches und ein akustisches Signal, wenn ein Fußgänger sich nähert. Was wir noch einführen wollen, ist eine Art Ampelsystem für die Staplerfahrer mit einer Personenerkennung.

Kallert: Das funktioniert wie bei der normalen Ampelschaltung. Grün heißt, die Fußgänger können gehen. Und rot heißt, dass sie stehen bleiben müssen, um den Staplerverkehr bei der Einfahrt in die Werkshalle vorbeizulassen.

 

Wo lauern die Hauptgefahren in Ihrem Werk?

Oberfichtner: Wir haben starken Lkw- und starken internen Staplerverkehr. Wir verladen hier teilweise bis zu 55 Lkw. Ein Problem ist, wenn die Fahrer kein Deutsch verstehen. Das geht dann nur mit Zeichen. Für die Lkw-Fahrer haben wir Anweisungen, machen Schulungen. Nachdem sie ausgestiegen sind, müssen sie in Wartebuchten warten. Und wenn der Stapler kommt, müssen sie auf ihre sichere Warteposition zurück. Erst dann wird weiter verladen.

 

Welche Schwierigkeiten gab es bei der Umsetzung?

Oberfichtner: Wir haben durch die Umstrukturierungen im Werk natürlich Lagerfläche verloren. Teilweise sind die Verkehrswege auch etwas länger geworden, z. B. weil da kein Stapler mehr durchfahren kann. Schwierig war auch, die Mitarbeiter von den neuen Lösung zu überzeugen, dass sie wirklich ohne Ausnahme die gekennzeichneten Fußwege verwenden.

Kallert: Sie waren es ja gewohnt, immer den anderen Weg zu laufen …

Oberfichtner: Wir haben deshalb viel in Trainings und Schulungen investiert, damit jeder bewusster wird für die Sicherheit im innerbetrieblichen Verkehr. Vorbildfunktionen sind auch wichtig. Bei uns hat jeder Abteilungsleiter runter bis zum Schichtführer Sicherheitsziele, die mit einem Bonus verbunden sind.

 

Was ist für die Mitarbeiter wichtig zu wissen?

Oberfichtner: Wichtig ist, dass jeder weiß, was wir ändern. Und dass wir die Mitarbeiter auch mit einbeziehen, in die Analysen, aber auch in die Umsetzung. Wir haben ein internes Vorschlagswesen für Verbesserungen. Hier kann jeder Verbesserungen einreichen.