Als Werkleiter der Nordzucker AG, Werk Schladen, ist Dr. Jörg Vietmeier unter anderem auch verantwortlich für die sichere Planung, Durchführung und Kontrolle von Instandhaltungsarbeiten. Im Gespräch erläutert er zusammen mit Rohrleger und Gruppensprecher Alexander Kröhl und Sicherheitsfachkraft und Produktionsmeister Bengt Akeston, was bei Instandhaltungsarbeiten besonders wichtig ist.

Welche Maschinen und Anlagen werden in Ihrem Betrieb instand gehalten?

Dr. Jörg Vietmeier: Die Zuckerfabrik ist ein großer und vielfältiger Betrieb. Wir verarbeiten ca. 10.000 Tonnen Rüben am Tag, das sind etwas mehr als 1.000.000 Tonnen in ca. 120 Tagen. Die Instandhaltung beginnt ab Februar. Innerbetrieblich haben wir eigentlich zwei Jahreszeiten. Einmal die Rüben-Kampagnenzeit und dann die Instandhaltungszeit von ca. 7–8 Monaten. In der Zeit müssen wir die Anlagen so aufbereiten und fitmachen, dass sie 120 Tage Produktion durchhalten. Zucker kochen, Zucker schleudern, Trocknung, das ist halt sehr speziell. Wir verarbeiten ein Produkt aus der Natur. Gute Qualität für unsere Kunden zu erzeugen, ist nur dann möglich, wenn die Anlagen gleichmäßig und stabil durchlaufen – auf hohem Niveau ohne große Schwankungen.

Was ist Ihnen als Werkleiter zum Thema Instandhaltung besonders wichtig?

Dr. Jörg Vietmeier: Die Anlagen, die wir betreiben, sind sehr groß. Wir arbeiten mit Feststoffen, also mit den Rüben, die wir transportieren, umwandeln, sieben. Und wir arbeiten mit Flüssigkeiten, also dem Saft, den wir aus der Rübe ziehen. Der ist flüssig und heiß. Wir haben große Pumpen und zig Kilometer Rohrleitungen, in denen wir heiße Flüssigkeiten und Gase transportieren. Wir beziehen die Mitarbeiter bei der Arbeitssicherheit mit ein. Ziel ist, dass nach Feierabend jeder gesund und munter zur eigenen Familie zurückkommt. Natürlich ist es auch wichtig, dass wir unsere Anlagen so instand halten, dass wir einen sicheren Betrieb gewährleisten können. Jede Störung kann zum Arbeitssicherheitsrisiko werden. Störungen sind unbedingt zu vermeiden.

Wie werden Instandhaltungsarbeiten in Ihrem Betrieb geplant, durchgeführt, kontrolliert?

Dr. Jörg Vietmeier: Instandhaltungsplanung bedeutet bei Nordzucker Gruppenarbeit. Das heißt, dass Mitarbeiter fachspezifische Gruppen bilden, z. B. aus den Bereichen Produktion, Maschine oder aus dem E-Bereich. Diese Instandhaltungsgruppen planen dann weitgehend selbstständig ihre Aufgaben im Bereich Instandhaltung.

 

Alexander Kröhl: Das geht los mit der Fehler-, Störungs-, und Erfahrungssammlung aus der vorherigen Kampagne. Da wird beobachtet, welche Anlagenteile könnten vielleicht demnächst Probleme verursachen. Das wird im Schichtbuch dokumentiert, sodass wir eine Fehlersammelliste oder Reparaturliste haben und sehen, was ansteht. Wir haben ein bestimmtes Budget zur Verfügung und müssen dann priorisieren: Was müssen wir machen und was können wir vielleicht noch einmal schieben?

 

Bengt Akeston: Bei Großreparaturen sind wir auf zusätzliche Hilfe von externen Firmen angewiesen. Mitarbeiter von Fremdfirmen werden bei uns eingewiesen und auch extra zwischendurch kontrolliert. Dabei wird nochmal überprüft, ob sie sich auch wirklich an die Vorschriften halten, die wir geben. Im Normalfall fahren wir bei den meisten Fremdfirmen ganz gut damit.

Wie werden neue Mitarbeiter eingearbeitet?

Bengt Akeston: Neue Mitarbeiter arbeiten in der Regel mit sehr erfahrenen Kollegen zusammen und werden Stück für Stück in die Tätigkeiten eingewiesen. Sie sind mit vor Ort, machen die Instandhaltung mit und sehen in der Praxis, worauf sie achten müssen, was da passieren könnte. So eine Anlernphase ist viel besser als reine Arbeitssicherheitsschulungen.

 

Dr. Jörg Vietmeier: Die Anlernzeit ist je nach Anlage oder Tätigkeit unterschiedlich. Das variiert von drei Monaten bis zu drei Jahren.

Was lernen Auszubildende?

Bengt Akeston: Wir bilden hier Schlosser und Elektriker aus und beziehen die Auszubildenden so früh wie möglich in Maßnahmen zur Arbeitssicherheit mit ein. Zum Beispiel nehmen sie an Rundgängen teil mit erfahrenen Kollegen, zunächst in der Instandhaltungsphase, später auch in der Kampagne. Nachfragen und sich absichern ist bei uns ganz wichtig. Und einfach noch mal einen Schritt länger überlegen, was mache ich da eigentlich und kann da irgendwas gefährlich werden?

 

Was würden Sie zum Thema Instandhaltung anderen Betrieben empfehlen?

Dr. Jörg Vietmeier: Wir sind angewiesen auf Mitarbeiter, die in ihrem Zuständigkeitsbereich auch Verantwortung übernehmen. Das heißt jeder muss, egal ob es jetzt kleine oder große, Instandhaltungsarbeiten sind, Entscheidungen treffen, Risiken abwägen, Maßnahmen priorisieren. Da brauchen wir jeden. Da muss jeder mitdenken und überlegen. Besonders erfolgreich ist, wenn sich unsere Mitarbeiter in anderen Werken umschauen und gute Ideen mitbringen. Und es uns gelingt, diese Ideen hier sicher umzusetzen.