Das Thema Sicherheit und Sauberkeit hat bei Knauf Integral in Satteldorf höchste Priorität. Mit der 6S-Methode ist es gelungen, gemeinsam mit den Mitarbeitern ein sauberes, sicheres Arbeitsumfeld zu schaffen. Werksleiter Thomas Kroiher und Sicherheitsfachkraft Manfred Kaiser erläutern, was dabei wichtig ist.
Was ist kurz und knapp gesagt die 6S-Methode?
Kroiher: Es beginnt damit, dass man alle unnötigen Teile aussortiert. Das sind oft Sachen, die schon lange da sind. Dinge, die man täglich braucht, sollten an jedem Arbeitsplatz greifbar sein. Als nächsten Punkt wird eine sichtbare Ordnung geschaffen. Es wird aufgeräumt und jedes Teil erhält einen festen Platz, so dass man dann keine langen Suchzeiten hat. Gerade bei Rüstprozessen ist es wichtig, dass man seine Werkzeuge schnell findet, dass das geordnet ist. Dann geht es darum, dass jeder ein sauberes Arbeitsumfeld hat. Dass die Anlagenteile, die Arbeitsfelder, die Arbeitsbereiche gesäubert werden. Dann kommt das Standardisieren. Wir haben hier ein 4-Schicht-System. Jede Schicht muss genau wissen: Wie ist der Ablauf? Wo sind die Teile? Was muss ich machen, wenn die nächste Schicht kommt? Alles ist vereinheitlicht, gekennzeichnet und markiert, so dass Suchen nicht erforderlich ist. Dann kommt die Selbstdisziplin. Das ist der wichtigste Punkt, dass jeder sagt: „So wie ich meinen Arbeitsplatz verlassen hab, will ich ihn am nächsten Tag oder in der nächsten Schicht auch vorfinden.“ Und zwar durchgehend über das ganze Jahr. Das sind an und für sich die Punkte der 5S-Methode. Für 6S haben wir das Thema Arbeitssicherheit noch hinzugefügt. Dann gibt es zum Beispiel keine Stolperfallen mehr und man findet geeignetes und geprüftes Werkzeug, wenn man schnell was reparieren muss.
Kaiser: Der Grundgedanke ist, dass jeder Mitarbeiter einen attraktiven, gesunden, sauberen, sicheren Arbeitsplatz zu jeder Tages- und Nachtzeit zur Verfügung gestellt bekommt. Es sollen unnötige Suchzeiten vermieden werden von Werkzeugen oder Betriebsmitteln. Und der Stress der Mitarbeiter soll dadurch deutlich minimiert werden. Ordnung und Sauberkeit sind ein fester Bestandteil jeder Arbeitsaufgabe.
Wie werden dabei die Mitarbeiter aktiv eingebunden?
Kroiher: Ohne die Mitarbeiter geht so etwas nicht. Wichtig war uns, klarzumachen, dass wir etwas für sie und gemeinsam mit ihnen machen. Wir haben angefangen, alle zu informieren, was das Ziel ist, und zu schulen. Für die Arbeitssicherheit, für ihr Arbeitsumfeld und dass wir alle mitnehmen. Und das hat, glaub ich, sehr gut funktioniert. Wichtig ist, dass Mitarbeiter ihre Ideen und Vorschläge einbringen und diese nach Möglichkeit umgesetzt werden.
Kaiser: Wir haben den Mitarbeitern vermittelt, dass Ordnung und Sauberkeit ein großer Teil der Arbeitssicherheit ist. Wenn ein Mitarbeiter seinen Arbeitsplatz verlässt, bis er den nächsten Tag wiederkommt, dann waren schon 2 Schichten dazwischen. Das heißt, normalerweise findet er seinen Arbeitsplatz nie so vor, wie er ihn verlassen hat. Und da ist es enorm wichtig, dass es ein geregeltes System gibt.
Welche Maßnahmen haben Sie entwickelt?
Kroiher: Wir haben im Prinzip angefangen, die Rüstprozesse zu analysieren. Wir haben auch Videoaufnahmen gemacht und die dann mit den Mitarbeitern durchgesprochen. Die Mitarbeiter hatten Ideen, was und wie man etwas als nächsten Step vereinfachen kann, wie die Abläufe verändert werden können oder dass vielleicht ein zusätzliches Werkzeug gebraucht wird. Wir haben sehr viel Wert darauf gelegt, dass das von den Mitarbeitern kommt. Denn die sind ja 8 Stunden direkt vor Ort an der Anlage.
Kaiser: Wir haben Lehrfilme gezeigt, also gefilmt mit den eigenen Mitarbeitern an den eigenen Maschinen, die auch jederzeit immer abrufbar sind von jedem PC-Rechner aus. Wir haben auch Vorher-Fotos gemacht und die dann den Mitarbeitern in verschiedenen Schulungen gezeigt. Es wurde deutlich, dass man an einem Foto noch etwas ganz anderes sehen kann als in der tatsächlichen Arbeitsumgebung. Außerdem haben wir ein Reinigungsboard platziert. Es gibt zudem Rundgänge mit der Werks- und Geschäftsleitung. Wir machen tägliche Besprechungen und Gespräche mit den Mitarbeitern. Wir konfrontieren die Mitarbeiter auch mit unzulässigen Zuständen und vergeben aber auch Lob. Außerdem machen wir monatliche Audits. Abteilungsübergreifend gehen dann Abteilungsleiter oder Mitarbeiter in andere Betriebsteile und auditieren sich gegenseitig.
Was würden Sie zum Thema Sicherheit und Sauberkeit anderen Betrieben empfehlen?
Kroiher: Nicht gleich zu groß anfangen. Erst mal sollte man sich Informationen von anderen holen. Wie haben die das gemacht? Wie sind die gestartet? Und dann würde ich gezielt in einem eigenen Abteilungsbereich ein Pilotprojekt initiieren.
Kaiser: Es ist wichtig, den Mitarbeitern zu vermitteln, dass Ordnung und Sauberkeit ein Teil von Sicherheit sind. Wer so ein Projekt wie 6S startet, muss das langsam angehen. Das Ganze ist ein Prozess, der länger dauern kann, weil jeder das erst neu lernen muss. Und es wird auch ʼne Weile dauern, bis Mitarbeiter von „Ich muss“ oder „Ich mache“ zu „Ich will“ und „Wir wollen“ wechseln.