Sichtbares Kunstwerk ade. Der Bildhauer Willard Wigan nutzt Stecknadeln, um Bilder zu schaffen. Und zwar auf engstem Raum. Mitten im Nadelöhr. Dort platziert er seine winzigen Skulpturen. Mit Hilfe eines Mikroskops.

 

Wer hätte das gedacht? In ein Nadelöhr passt tatsächlich eine ganze Karawane. Um genauer zu sein: neun Kamele aus Teppichfasern gestaltet. Eine goldene Harley Davidson. Oder die biblische Szene des letzten Abendmahls mit Jesus und seinen 12 Jüngern. Die Mikro-Skulpturen von Willard Wigan sind weniger als 0,005 Millimeter groß. Manche geschnitzt aus Sandkörnern oder Gold. Entsprechend winzig sind die Spezialwerkzeuge, die der Künstler sich selbst baut. Zum Beispiel Mikroskalpelle aus Nähnadeln, an denen er Rubin- oder Diamantsplitter befestigt. Um so zu arbeiten, muss man innerlich ganz ruhig sein und stillhalten können. Selbst der eigene Atem kann diese Kunstwerke zerstören. Deshalb hat Wigan gelernt, seinen Herzschlag zu kontrollieren. Er arbeitet, wenn das Herz nicht schlägt. Den Puls im Finger nutzt er wie einen Presslufthammer, um seine Skulpturen zu formen. Etwa zwei Monate braucht Wigan für eine Mini-Skulptur. Wigan experimentiert mit dem engen Raum, in dem sich Welten eröffnen, die wir mit bloßem Auge nicht sehen können. Seine Kunst beweist, dass selbst kleinste Dinge ganz groß sein können.