M./Hessen. – Für die Aufbereitung von Erdgas gibt es spezielle Anlagen und Behälter. Die stationären Behälter waren gerade nicht in Betrieb, weil sie technisch überprüft wurden. Stattdessen sollte ein älterer Kondensatbehälter kurzfristig als Ersatz installiert werden. Dieser lagerte auf dem Gelände und sollte vorab gereinigt werden. Vier Mitarbeiter kümmerten sich um die vorbereitenden Arbeiten. Dabei kam es zu einer folgenschweren Verpuffung.

 

Sauerstoff kann in Behältern zu Explosionen führen, wenn sich dort gefährliche Gasgemische oder entzündliche Reststoffe befinden. Deshalb hatten Mitarbeiter den älteren Behälter vorab geleert und inertisiert. Das heißt, sie hatten Schutzgas eingeleitet, das reaktionsträge und unbrennbar ist. Sich nicht mit anderen Stoffen verbindet. Und den Sauerstoff verdrängt. Eine Maßnahme zum Explosionsschutz. In diesem Fall wurden etwa 10 m3 Stickstoff aus einer Flasche in den 20 m3 großen Behälter eingeleitet, um den Sauerstoffanteil im Behälter zu reduzieren. Vom Mannloch hatten die Mitarbeiter 16 Schrauben entfernt, drei Schrauben ohne Muttern stecken lassen und nur noch eine Schraube fest verschraubt.

 

Verpuffung bei Öffnung

Am nächsten Tag trafen drei Mitarbeiter einer Reinigungsfirma ein. Aufsicht führte ein Mitarbeiter des Betriebes. Der Saugwagen und der Hochdruckreiniger wurden platziert. Das Erdungskabel wurde angeschlossen. Der Behälter mit dem Saugwagen verbunden. Dann startete der Absaugvorgang. Während die Pumpe lief, wurde eine Pause gemacht. Und dabei die weiteren Arbeiten besprochen. Es gab noch einiges vorzubereiten.

 

„Als Zündquelle wurde pyrophores Eisen im Behälter ermittelt.“

 

Irgendwann standen alle vier Kollegen am Druckbehälter. Als das Mannloch geöffnet wurde, kam es zu einer plötzlichen Verpuffung. Sie war so stark, dass der Mannlochdeckel weggeschleudert wurde. Ein Mitarbeiter wurde dabei tödlich verletzt. Die übrigen Beteiligten erlitten Verbrennungen.

 

„Der Unfall zeigt, dass es nicht immer leicht ist, Explosionsgefahren in Behältern zu erkennen und richtig einzuschätzen. Rückstände von entzündbaren Stoffen oder Arbeitsverfahren, die brennbare Stoffe freisetzen, können zu gefährlichen explosionsfähigen Atmosphären führen“, so die zuständige Aufsichtsperson. „Die Unfalluntersuchung zeigte, dass die Spülung mit Stickstoff vom Vortag nicht ausreichte, um eine Explosion zu verhindern. Die Sauerstoffkonzentration im Behälter wurde mit dieser Menge Stickstoff nicht ausreichend verringert. Außerdem dauerte der Absaugvorgang zu lange. Dies hob den Schutzeffekt der Spülung auf. Das Gemisch im Behälter wurde wieder explosionsfähig. Als Zündquelle wurde pyrophores Eisen im Behälter ermittelt. Es handelt sich um feinste Eisenteilchen, die schon bei Raumtemperatur und an der Luft heftig mit Sauerstoff reagieren und sich selbst entzünden. Pyrophores Eisen entsteht, wenn ältere Behälter von innen rosten. In diesem Fall war die Schutzbeschichtung verwittert und eigentlich gar nicht mehr vorhanden. Der Ersatzbehälter war somit beschädigt und für diesen Einsatz völlig ungeeignet. Bei Reinigungsarbeiten muss damit gerechnet werden, dass durch vorhandene Reststoffe explosionsfähige Gemische entstehen können. Dies kann durch äußere Witterungseinflüsse, wie z. B. starke Sonneneinstrahlung, verstärkt werden. Wenn die Reinigungsarbeiten längere Zeit unterbrochen werden, muss auf das Vorhandensein von pyrophorem Eisen geachtet werden. Hierfür sind geeignete Sicherungsmaßnahmen zu ergreifen.“

Kurz & knapp

  • Vor dem Arbeiten an Behältern oder dem Befahren ist Folgendes zu checken:
  • Ist der Behälter geprüft und in ordnungsgemäßem Zustand?
  • Welche Stoffe wurden im Behälter zuvor gelagert?
  • Befinden sich noch gefährliche Stoffreste im Behälter?
  • Sind alle Verbindungsleitungen der Anlage fachgerecht vom Behälter getrennt?
  • Mit explosionsfähigen Gemischen durch vorhandene Reststoffe rechnen. Explosionsschutzmaßnahmen durchführen.
  • Vor dem Arbeiten am Behälter diesen z.B. mit Stickstoff oder Wasser inertisieren.
  • Mögliche Zündquellen vermeiden wie z. B. Reib-/ Schlagfunken, ungeeignete elektrische Betriebsmittel, defekte Werkzeuge.
  • Auch mögliche Zündquellen wie z. B. pyrophores Eisen in Betracht ziehen. Schon kleine Mengen können explosionsfähige Atmosphären zünden.
  • Tanks und Behälter spülen (EX-geschützter Lüfter).
  • Durch die Trocknung der Innenwände kann beim Vorhandensein von pyrophorem Eisen eine Zündquelle entstehen.
  • Während der Arbeiten im geöffneten Behälter mit einem geeigneten Gasmessgerät Sauerstoff, brennbare und giftige Gase messen.