K./Nordrhein-Westfalen. – Die Antriebskette des Umlaufregals war gebrochen und musste gewechselt werden. Die Schlosser Samuel F. (38) und Franz J. (43) hatten gerade die Reparatur beendet. Samuel befand sich am oberen Teil der Anlage, der Kollege wollte unten nur noch die Schrauben kontrollieren. In dem Moment setzte sich das Umlaufregal in Bewegung und quetschte den Unterarm von Samuel ein. Was war passiert?

 

An der Schneidemaschine werden Eisenteile geschnitten und gebogen. Das Umlaufregal nimmt die Eisenteile auf und transportiert sie in Bechern nach unten. Die Antriebskette ist ein wichtiges Bauteil. Sie zu wechseln, ist kompliziert und langwierig. Zusammen mit Franz sollte Samuel diese Reparatur durchführen. Samuel war erfahren und begann mit den vorbereitenden Arbeiten. Franz kam zwei Stunden später dazu, um mit ihm gemeinsam die Kette zu wechseln. Während Samuel am oberen Bereich des Umlaufregals arbeitete, stellte Franz unten die Spannung der Antriebskette ein. Zwischen beiden bestand Sprach-, aber kein Sichtkontakt.

 

„Vermutlich wurde die Anlage vorab weder stromlos gesetzt noch gesichert.“

 

Dann passierte das Unerwartete: Das Umlaufregal begann sich plötzlich zu bewegen. Samuel konnte nicht mehr rechtzeitig reagieren. Sein rechter Unterarm wurde zwischen einem Becher und dem darüberliegenden Querträger eingequetscht. Samuel schrie um Hilfe, er konnte weder vor noch zurück. Er blieb gefangen in der Anlage, bis ihn die Feuerwehr befreite.

Laut Unfallbericht waren die Eisenschneidmaschine und das Umlaufregal sicherheitstechnisch voneinander getrennt. Im Normalbetrieb ist das Umlaufregal grundsätzlich immer angeschaltet. Für jeden Arbeitstakt muss ein Druckknopf betätigt werden. Es ist zu vermuten, dass die Anlage vorab weder stromlos gesetzt noch gesichert wurde. Für die Absicherung des Hauptschalters war ein Vorhängeschloss vorhanden. Möglicherweise hat Herr J. die Anlage zur Kontrolle eingeschaltet und Herr F. befand sich in diesem Moment an der Unfallstelle. Auch ein Nachlauf nach einer Reparatur ist möglich, wenn die Anlage vor Beginn der Reparatur nicht stromlos geschaltet wurde. Die Schwerkraft als Unfallursache konnte ausgeschlossen werden. Es ist wahrscheinlich, dass die Verantwortlichkeiten der beiden Schlosser nicht geklärt waren und dass es keine Abstimmung über ihr Vorgehen und notwendige Schutzmaßnahmen gab. Außerdem fand keine Unterweisung zu Reparaturtätigkeiten am Umlaufregal statt.

Kurz und knapp

  • Mitarbeiter zu Reparaturtätigkeiten vollständig unterweisen, insbesondere bei Einsatz von Mitarbeitern aus Fremdfirmen.
  • Verantwortlichkeiten vorab klar regeln und Vorgehensweise zur Reparatur festlegen.
  • Check: Gehen von benachbarten Anlagenteilen Gefährdungen aus? Wenn ja – abschalten!
  • Hauptschalter ausschalten und mit Vorhängeschloss gegen Wiedereinschalten sichern.
  • Auch Restenergien beachten – schwere bewegliche Teile mechanisch sichern/ arretieren.
  • Anlage erst dann in Betrieb nehmen, wenn sicher ist, dass alle Mitarbeiter den Gefahrenbereich verlassen haben.