R./Mecklenburg-Vorpommern. – „Ich erinnere mich, dass es regnete. Martin hatte gesagt, dass er zum Silo hoch wollte wegen der Füllstandsanzeige. Dazu muss man über das Vordach gehen. Es dauerte und dauerte. Aber Martin kam einfach nicht zurück. Da sind wir dann losgegangen, um ihn zu suchen.“

 

Immer mal wieder stockt die Materialzufuhr aus dem Silo, obwohl die Füllstandsanzeige genug Material anzeigt. So war es auch am Unfalltag. Anlagenbediener Martin K. (51) vermutete, dass sich Material verklumpt hatte. Und die Füllstandsanzeige deshalb falsche Informationen lieferte. Also beschloss er, das Silo zu inspizieren. Das geht nur per Leiter über das Vordach.

 

„Lichtelemente vermitteln ein falsches Gefühl von Sicherheit.“

 

Ist das Dach tragfähig?

Außen am Vordach verläuft ein schmaler begehbarer Bereich. Mittig befindet sich eine 2,5 m breite Lichtkuppel aus transparentem Trapezkunststoff. An der Seite, nahe der Silo-Steigleiter gab es keinen sicheren Anlegepunkt. Also stieg Martin mittig am Dach hoch und überquerte dann das Vordach. Da der Untergrund regennass war, versuchte Martin, möglichst weit weg von der Dachkante zu bleiben. Urplötzlich brach der Kunststoff unter ihm weg. Martin stürzte durch den Lichtausschnitt fünf Meter in die Tiefe. Seine Kollegen fanden ihn später schwerverletzt auf dem Hallenboden.

 

„Lichtelemente auf dem Dach vermitteln oft ein falsches Gefühl von Sicherheit. Sie sehen stabil aus oder sie sind gar nicht zu erkennen. In der Regel sind sie weder trittfest noch durchbruchsicher“, so die zuständige Aufsichtsperson. „In diesem Fall war der begehbare Teil des Vordaches weder zur Dachkante noch zum Lichtausschnitt hin gesichert. Für die Tätigkeit gab es keine Gefährdungsbeurteilung und keine Unterweisung. Es ist davon auszugehen, dass Herrn K. die unterschiedliche Tragfähigkeit der Vordachbereiche nicht so ganz klar war. Der Betrieb nahm den Unfall zum Anlass, ein Geländer auf dem Vordach zu installieren und einen rutschfesten Belag anzubringen. Jetzt sind die begehbaren Flächen abgegrenzt. Am Aufstieg zum Vordach wurden Sicherungspunkte für Anlegeleitern installiert.“

Kurz & knapp

  • Wenn zu Inspektions-, Wartungs- oder Reparaturarbeiten Dächer betreten werden müssen: nur durchtrittsichere Dächer, Dachflächen und Bauteile nutzen. Stellen mit Absturz-/Durchbruchgefahr unbedingt meiden wie Wellplatten, Lichtkuppeln, Lichtausschnitte oder Lichtbänder.
  • Kunststoff versprödet durch die Witterung. Lichtelemente im Dach sind oft verschmutzt und daher schlecht oder gar nicht zu erkennen. Deshalb: mit Gittern und durch Geländer absichern.
  • Zum Aufstieg sichere Zugänge und Standplätze nutzen oder sichere Arbeitsmittel einsetzen wie Hebebühnen oder Kontrollbühnen. Anlegeleitern nur mit sicheren Anschlagpunkten nutzen.
  • Witterungsverhältnisse wie Wind, Regen, Schnee und Eisflächen bedenken.
  • Gegebenenfalls Persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz mit sicheren Anschlagpunkten nutzen.