Die Hanseatische Recyclingprodukt-Vertriebsgesellschaft mbH hat sich auf die Reise zu null Unfällen begeben. Als Tochtergesellschaft der ArcelorMittal Hamburg GmbH verfolgt sie den ganzheitlichen Ansatz des weltweiten ArcelorMittal-Konzerns. Alle Mitarbeiter, festen Partner und deren Mitarbeiter, die auf dem Werksgelände sind, werden mit einbezogen. BAUZ sprach mit Metin Ayanoglu, Betriebsleiter bei HRV, und Andreas Bähr, Sicherheitsingenieur bei ArcelorMittal.

 

Wie kam es zur „Jouney to Zero“ bei der HRV?

Ayanoglu: Als die HRV 100%ige Tochter des ArcelorMittal-Konzerns wurde, war klar: Arbeitssicherheit hat dort einen sehr hohen Stellenwert. Wir mussten die ganzen Standards, die ArcelorMittal vorgibt, auch mit umsetzen. So haben wir ein Arbeitssicherheitsmanagementsystem hier aufgebaut. Das haben wir dann auch von der BG zertifizieren lassen. Heutzutage ist es so, dass Herr Bähr und ich uns regelmäßig treffen und abstimmen. ArcelorMittal hat natürlich einen weitaus größeren Pool, da der Konzern weltweit tätig ist und die Werke untereinander vernetzt sind, was Unfallmeldungen angeht. Insofern kommen wir oft ein bisschen hinterher, aber bei einigen Sachen gehen wir auch einen Tick vorweg. Seit 2010 wird die „Journey to Zero“ intensiv verfolgt.

 

Warum wurde das Bild der Reise (journey) gewählt?

Bähr: Visionen sind Ideen. Die Reise ist das Tun mit einem konkreten Ziel. Eine Reise geht zudem, wie im Arbeitsschutz oftmals am eigenen Leib erfahren, auch mit Umwegen oder unterschiedlichen Geschwindigkeiten voran. Das repräsentiert die Herausforderungen und Hürden, die einem auf dem Weg zum Ziel von null tödlichen Unfällen beziehungsweise null Unfällen mit schweren bleibenden Schäden begegnen.

 

Ist die „Journey to Zero“ für die Mitarbeiter gedacht?

Bähr: Ja, auch. Für die Mitarbeiter von ArcelorMittal und die Tochterfirmen. Die „Jouney to Zero“ umfasst aber auch alle bei uns dauerhaft tätigen Partnerfirmen. Wir haben zum Beispiel regelmäßige Wochenstillstände. Ohne unsere Partner könnten wir das überhaupt nicht lösen, würden wir die „Journey to Zero“ gar nicht realisieren können. Das heißt, wenn deren Mitarbeiter nicht mitziehen und wenn sie nicht unserem Level nacheifern, dann bringt das nichts. Deswegen verstehen wir die Konzepte oder Strategien, die wir hier im Konzern haben, auch übergreifend. Alle festen Partner und deren Mitarbeiter, die hier auf dem Werksgelände sind, auch die kleinen Werkstätten, zählen für uns mit. Die müssen unsere Standards und Regeln genauso einhalten wie wir selber.

Wie werden die Mitarbeiter in die „Journey to Zero“ einbezogen?

 

Bähr: Die „Journey to Zero“ ist ein ganzheitlicher Ansatz. Der Weg, den wir gehen, wird verstanden als eine nachhaltige Entwicklung. Wir müssen Schritt für Schritt besser werden. Oberste Priorität haben natürlich tödliche Unfälle oder Unfälle mit bleibenden Schäden, aber auch das große Thema „Aufeinander achten“. Der Konzern gibt zu allem Zielkennzahlen vor, sowohl bei den Standards als auch bei den Unfallzahlen. Da werden die geleisteten Millionen Stunden pro Jahr ausgewertet und die bisherige Entwicklung. Und dann gibt es Vorgaben für jeden Betrieb, was erreicht werden muss, zum Beispiel Unfälle, Erste-Hilfe-Fälle, Arztbesuche. Alles strukturiert, klassifiziert. Und da zählen eigene Mitarbeiter und Mitarbeiter von Partnerfirmen eins zu eins rein. Es reicht, wenn ein Partnerfirmen-Mitarbeiter hier über den Hof läuft, umknickt und für zwei, drei Tage ausfällt, dass der in unserer Statistik auftaucht. Das wird dann vom Konzern verfolgt und wenn die Statistik schlechter wird als die Zielkennzahlen, dann werden vor Ort Maßnahmen eingeleitet. Jedes Werk ist ja unterschiedlich und muss die Standards vom Konzern noch einmal individualisiert anpassen. Auch das wird geprüft. Die Beteiligung der Mitarbeiter als Experten vor Ort ist enorm wichtig, wenn es um den Abgleich von Gefahren und Tätigkeiten geht. Die moderierte oder tätigkeitsbezogene Gefährdungsbeurteilung ist dabei ein wichtiger Baustein. Es gibt regelmäßige Schichtgespräche. Die Werke tauschen ihre Erfahrungen untereinander aus, um voneinander zu lernen. Seit diesem Jahr gibt es zum Beispiel für Mitarbeiter auch das „Take-Care-Training“. Hier wird das Bewusstsein für Gefahren, Risiken und verhaltensbezogenen Arbeitsschutz geschult und trainiert. Verhaltensbezogene Schulungen fördern die Akzeptanz für das Null-Unfall-System, die Regeln und deren Einhaltung.

 

Ayanoglu: Bei den Take-Care-Trainings ist es zum Beispiel so, dass alle HRV-Mitarbeiter daran teilnehmen. Das sind immer zwei Tage pro Jahr, wo es dann diese Schulung gibt. Außerdem gibt es auch ein betriebliches Vorschlagswesen. Das ist eine Möglichkeit, sich als Mitarbeiter einzubringen und als Betrieb besser zu werden.

 

Bähr: Ja. Außerdem gibt es noch ein Bonussystem für Mitarbeiter, und zwar nicht personenbezogen, sondern schichtbezogen. Das verknüpft die einzelnen Mitarbeiter mit dem direkten Vorgesetzten, so dass diese auch ihre Meister oder Schichtmeister anhalten, an diesem Null-Unfall-System teilzunehmen. Und natürlich werden auch die Führungskräfte mit vielen verschiedenen Maßnahmen wie Sicherheitsbegehungen, Führungstrainings, Sicherheitszirkel, Self Audits mit einbezogen.