Bei der Sachtleben Bergbau GmbH & Co. KG in Wolfach gibt es Stahlblechsilos, Bunker und Flotationszellen. Hier wird unter Tage abgebautes Roherz gelagert, weiterverarbeitet und zu hochwertigen Produkten veredelt. Im Gespräch erläutern Betriebsleiter Georg Jehle und Sicherheitsfachkraft Martin Hummel, wo und wie in engen Räumen gearbeitet wird. Welche Sicherheitsmaßnahmen wichtig sind. Und wie Mitarbeiter in die Planung miteinbezogen werden.

 

In welchen engen Räumen wird bei Ihnen gearbeitet?

Jehle: Wir haben verschiedene Behältnisse, in denen Material gelagert wird. In älteren, gemauerten Silos werden feuchte Vorkonzentrate zwischengelagert, die dort abtropfen können. Es gibt auch Stahlblechsilos und Bunker. Und wir nutzen Flotationszellen, in denen Mineralien in einer Flüssigkeit aufbereitet und getrennt werden. Viele der Behältnisse haben eine Austragsöffnung. Es kann sein, dass diese irgendwann verstopft ist oder blockiert. Dann muss dieser Fremdkörper rausgeholt werden. Außerdem gibt es einen intensiven Verschleiß durch das Material. Bei den Silos wird dann die Ausmauerung spröde oder bricht aus. Bei Stahlblechsilos kann es durch Korrosion Risse oder Löcher geben. Dies muss repariert werden. Für die Flotationszellen ist es oft die klassische Wartung. Sie haben Rührer, die mit der Zeit verschleißen und ausgetauscht werden müssen.

Und welche Tätigkeiten in engen Räumen sind das dann konkret?

Hummel: Da geht es neben reinigen ganz häufig um schweißen, flexen, schrauben, eventuell kleben.

 

Welche Gefahren gibt es dabei zu bedenken?

Jehle: Ein großes Thema bei diesen beengten Verhältnissen ist die Zugänglichkeit und die Zuwegung. Fertigproduktsilos zum Beispiel haben ein Mannloch unten im Konus und sie haben ein Mannloch oben am Deckel. Das ist aber nur 60–70 cm groß. Man muss schauen, wie man bei beengten Verhältnissen sicher reinkommt. Genauso schwierig wie mit dem Reinkommen ist natürlich auch das Rausgehen. Auch eine Personenrettung aus diesen beengten Räumen heraus ist knifflig. Da muss man sich vorher wirklich intensive Gedanken machen: „Was mach ich jetzt, wenn dem Mitarbeiter auf einmal schwindelig wird?“ Und: „Wie krieg ich ihn hier gut heraus?“

 

Hummel: Arbeiten in engen Räumen ist eine Herausforderung. Nicht nur weil es eng ist. Da ist ja zum Teil auch schlechte Luft. Es können Gefahrstoffe sein. Oder Schweißrauche. Da muss man sich überlegen: Muss ich belüften, absaugen? Gibt es andere Maßnahmen? Außerdem muss ich wissen: Wie komm ich sicher rein und wieder raus? Brauch ich z. B. ein Gerüst oder einen Kran? Und dann die Organisation von Einstiegshilfen, Leitern, Dreibein. Vor Beginn muss ich sicherstellen, dass die Füll- und Entnahmevorrichtungen geschlossen oder stillgelegt sind und gegen unbefugtes Ingangsetzen gesichert wurden. Das kann z. B. ein Schloss sein. Bei erhöhter elektrischer Gefährdung verwenden wir einen Trenntrafo. Dieser schützt gerade in engen Räumen oder an leitenden Metallteilen davor, dass man einen Stromschlag bekommt.

Was macht das Arbeiten in Behältern, Silos, engen Räumen sicherer?

Jehle: Eine gute Arbeitsvorbereitung und Planung ist wichtig. Welche Arbeiten stehen an und welche Schutzmaßnahmen müssen dafür getroffen werden? Welche Mitarbeiter sind erfahren und zuverlässig, körperlich geeignet und fit genug? Wer kann die Tätigkeit fachlich vernünftig ausführen? Hab ich besondere Atmosphären im Behälter? Ist viel Staub drin? Gibt’s andere Gase, die sich anreichern? Brauch ich eine Fremdbelüftung? Da gibt’s einige Dinge, die zu beachten sind. Freimessen, wenn eine entsprechende Atmosphäre vorliegen könnte.

 

Hummel: Wer in engen Räumen arbeitet, braucht einen Erlaubnisschein. Der ist wie so eine Art Gefährdungsbeurteilung. Die Mitarbeiter sollten außerdem für die erforderlichen Tätigkeiten unterwiesen sein. Auch im Einsatz der PSA. Wer PSA gegen Absturz tragen muss, sollte wirklich mal in so einem Gurt dringehangen und das geübt haben. Beim Arbeiten in engen Räumen müssen es zwei Leute sein. Ein Ausführender und ein Sicherungsposten. Der Sicherungsposten muss auch wissen, was genau seine Aufgabe ist.

 

Wie beziehen Sie die Mitarbeiter aktiv bei diesem Thema mit ein?

Jehle: Ganz klassisch im Rahmen von Unterweisungen. Dann haben wir das Erlaubnisscheinverfahren. Das heißt, mit dem Mitarbeiter zusammen wird der Erlaubnisschein ausgefüllt. Das ist so ähnlich wie der 5-Minuten-Check. Da wirkt der Mitarbeiter mit. Meine Mitarbeiter werden auch miteinbezogen, wenn sie die Arbeit durchführen. Gibt’s besondere Auffälligkeiten, Schwierigkeiten? Was kann man das nächste Mal besser machen? Damit die Information zurückfließt und man Anregungen von den Mitarbeitern auch wirklich aufnimmt.

 

Hummel: Die Mitarbeiter haben meiner Meinung nach die größte Erfahrung. Wenn ich was vorgebe, werden sie gefragt, was sie dazu meinen. Es ist immer am besten, wenn man sie miteinbezieht.

Was ist Ihnen bei Arbeiten in Behältern, Silos, engen Räumen besonders wichtig?

Jehle: Dass bei Reparaturarbeiten mit erhöhter Gefährdung, zu denen ich auch Arbeiten in engen Räumen zähle, das Wartungspersonal wirklich Zeit hat, um sich ordentlich drauf vorzubereiten, und beim Durchführen der Arbeit nicht unter einem hohen Zeitdruck läuft.

 

Was würden Sie anderen Betrieben empfehlen?

Jehle: Sich vorher Gedanken machen, Erlaubnisscheinverfahren, 5-Minuten-Check, Gefährdungsbeurteilung. Das ist nicht nur Papier und für die Ablage, sondern für die Praxis. Wir als Vorgesetzte und aber auch die Mitarbeiter möchten nach jeder Schicht wieder gesund nach Hause. Das ist das Ziel von jedem.

 

Hummel: Die Arbeit in engen Räumen muss wirklich durchdacht und am Anfang richtig geplant werden. Dass die Abläufe sauber geregelt sind. Die Zuständigkeiten klar sind. Bis zum Schluss. Bis jemand die Arbeit aufhebt und sagt: Es ist erledigt. Und sicherstellt, dass dann auch wirklich alle raus sind und alle Schutzeinrichtungen wieder dran sind.

 

Mehr dazu unter:

www.sachtleben-bergbau.de