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L./Baden-Württemberg. – In einem Steinbruch stürzte ein Radlader 7 m in die Tiefe. Der Fahrer Joschi P. (38) wurde eingeklemmt und schwer verletzt. Er hatte im Schnee offenbar die Bruchwandkante nicht gesehen.
Die Zeit für eine Sprengung in einem neuen Abbaufeld war gekommen. Die Materialhalden und Siloreserven waren fast erschöpft. Für die Sprengung sollten Kopfbohrlöcher auf der oberen Sohle erstellt werden. Da es am Wochenende jedoch stark geschneit hatte, mussten zunächst die Transportwege von Schnee befreit und mit grobem Splitt gestreut werden. Dies war die Aufgabe von Radladerfahrer Joschi P.
In der Woche zuvor war Joschi bereits aktiv gewesen. Er hatte die vor der Bruchkante liegenden Freisteine, die als Randsicherung dienen, auf die darunterliegende Sohle abgeschoben. Dies war für die Bohrarbeiten notwendig geworden. Am Unfalltag begann Joschi also mit dem Räumen und Streuen der Transportwege nach dem starken Schneefall. Zeitgleich machten seine Kollegen Abraum- und Bohrarbeiten. Joschi sollte noch ein zweites Mal die Wege abstreuen. Aber er kam nicht wieder. Daraufhin begann ein Kollege ihn zu suchen. Er ging nahe am Bohrgerät an die Bruchkante und schaute auf die Sohle herunter und traute seinen Augen nicht. 7 m tiefer, unten am Bruchwandfuß, sah er den abgestürzten Radlader von Joschi auf der Seite liegen. Sofort leitete er die Rettungskette ein.
„Möglicherweise hat Herr P. in seinem Monitor nur ‚Weiß‘ gesehen und somit ungebremst die Bruchkante überfahren.“
Aufsichtsperson (49)
Die Untersuchung der Unfallstelle ergab, dass oberhalb der Absturzstelle deutliche Reifenspuren im hohen Schnee zu erkennen waren. Es wurden keinerlei Hinweise auf Bremsen oder Wegrutschen gefunden. Der Unfallhergang musste rekonstruiert werden, da Joschi sich an nichts erinnern konnte.
„Der Radlader von Herrn P. war aber mit einer Rückfahrkamera und einem Schwarz-Weiß-Monitor ausgerüstet. Aufgrund der stark schneebedeckten Flächen und Hangpartien ist es wahrscheinlich, dass hierdurch der Kontrast zwischen Bruchwandkante und dem dahinter liegenden Bruchbereich von Herrn P. nicht wahrgenommen werden konnte. Möglicherweise hat er nur ‚Weiß‘ gesehen und somit die Bruchkante überfahren. Hierfür sprechen die Fahrspuren ohne Bremseinwirkung. Ein Bedien- bzw. Fahrfehler scheint aufgrund der langjährigen Erfahrung nicht wahrscheinlich. Ein technischer Defekt der Bremsanlage konnte ebenfalls ausgeschlossen werden. Ein Sicherheitsgurt, der möglicherweise die Verletzungsfolgen gemindert hätte, war nicht vorhanden.“
Kurz & knapp
- Flächen und Wege, an denen Absturzgefahr besteht, müssen eine Randsicherung (Freisteine, Schutzwall) in ausreichendem Abstand zur Absturzkante haben
- Bei fehlender Randsicherung sind Sichtmarkierungen mit Sicherheitsabstand zur Absturzkante zu installieren (z. B. farbige Reflektorstäbe, Pylonen oder Flatterleinen)
- Alte Schwarz-Weiß-Kamera-Monitor-Systeme sind durch höher auflösende Farbmonitor-Systeme zu ersetzen, um ausreichende Sicht bei Witterungseinflüssen wie Schnee, Nebel, starkem Regen zu gewährleisten
- Immer anschnallen in Erdbaumaschinen und Fahrzeugen, um Verletzungsfolgen zu reduzieren