M./Hessen. – „Manni kniete vor dem Schaltschrank und rührte sich nicht mehr. Es war klar, dass etwas Schreckliches passiert ist“, erinnert sich Kollege Werner F. (47). „Wir haben sofort alle wichtigen Sicherungsmaßnahmen eingeleitet. Und versucht, ihn zu reanimieren ... vergeblich.“

 

Es sollten Reinigungsarbeiten in einem Schaltschrank durchgeführt werden. Gemeinsam mit zwei Kollegen machte sich Elektriker Manni H. (39) an die Arbeit. Zunächst wurde der Schaltschrank gekennzeichnet. Mit einer roten Fahne sowie dem Schild: „Nicht schalten“. Mit Hilfe eines roten Steckbleches wurde die Tür entriegelt. Erst dann kann mit einem Wagen der Schalter mittels einer Kurbel angehoben und von den Polen gelöst werden. Der riesige Schalter wurde aus dem Schaltschrank herausgezogen, um daran weitere Arbeiten durchzuführen. Dazu muss an der rechten Seite des Schaltschrankes der abgehende Teil mittels eines Schlüssels geerdet und kurzgeschlossen werden.

 

Gefahr im Schaltschrank

Die besondere Gefahr dabei: Bis zu diesem Zeitpunkt liegen die Stromschienen innen noch frei. Denn sie müssen vom Eingang aus per Sichtkontrolle gecheckt werden. Für alle weiteren Arbeiten kommt dann ein dreiteiliges Sicherungsblech zum Einsatz. Dieses wird ebenfalls in den Schlitz über der unteren Schaltschranktür gesteckt. Dafür muss das rote Steckblech dort entfernt werden. Nur mit dem Sicherungsblech sind die stromführenden Schienen sicher abgedeckt.

 

„Die stromführenden Schienen waren nicht abgedeckt.“

 

Was genau vor dem geöffneten Schaltschrank passierte, weiß niemand. Hatte Manni die Bleche verwechselt? Gedacht, er hätte das Sicherungsblech schon eingesteckt? Fakt ist, dass die Kollegen ihn reglos auffanden. Alle Versuche, ihn zu reanimieren, blieben erfolglos. Der Notarzt konnte nur noch den Tod feststellen.

 

„Herr H. hat einen tödlichen Stromschlag erlitten, als er stromführende Teile berührte. Als die beiden Ersthelfer den Verunfallten fanden, steckte nur das rote, für das Öffnen der Schaltschranktür erforderliche Blech in dem dafür vorgesehenen Schlitz“, so die zuständige Sicherheitsfachkraft. „Um sich selbst nicht in Gefahr zu bringen, mussten die beiden Ersthelfer dieses gegen das dreiteilige Sicherungsblech austauschen. Erst dann waren die stromführenden Teile abgedeckt und der Verunfallte konnte gefahrlos geborgen werden.“

Kurz & knapp

  • Bei Arbeiten unter Spannung immer die 5 Sicherheitsregeln beachten.
  • Können Anlagenteile in der Nähe der Arbeitsstelle nicht freigeschaltet werden, müssen vor Arbeitsbeginn die unter Spannung stehenden Teile für die Dauer der Arbeiten abgedeckt oder abgeschrankt werden.
  • Vorsicht, Verwechslungsgefahr! Wenn Steckbleche zum Entriegeln und Sicherungsbleche zum Abdecken an der gleichen Stelle zum Einsatz kommen, muss durch Kennzeichnung und mehrmaliges Prüfen sichergestellt werden, dass das richtige Blech im Einsatz ist.