K./Sachsen. – „Der isʼ so platt. wie ’ne Flunder“, stellte Mischerfahrer Kevin D. (27) fest und starrte auf den Hinterreifen des Radladers. „Schöner Mist“, knurrte Kfz-Mechaniker Carsten L. (39). „Ausgerechnet jetzt hat das Ventil schlappgemacht. Und der Radlader wird in ein paar Stunden dringend gebraucht. Da muss ich echt Gas geben.“

 

Radwechsel am Radlader kommt im Betrieb relativ selten vor. Doch als Kfz-Mechaniker war Carsten L. grundsätzlich mit dem Wechseln von Reifen vertraut. Und so machte er den Bagger klar, nahm mit Hilfe seines Kollegen den platten Reifen mittels eines Textilhebebandes ab und reparierte das Ventil. Anschließend begann Carsten, den liegenden Reifen mit nur geringem Luftdruck aufzublasen, um ihn an die Felgenschultern zu drücken und dadurch abzudichten. Doch der Versuch misslang.

 

„Der Kettenzug war für 3 Tonnen ausgelegt, das Stahlseil nur für 1.250 Kilo.“

 

„Wir stellten das Rad auf, angelehnt an eine Mauer, und legten einen Handkettenzug drum“, berichtet Kevin D. „Da der zu kurz war, nahm Carsten ein Stahlseil mit zwei Schlaufen als Verlängerung.“ Dann spannte und zog er, um die Seitenwände so weit auseinanderzuziehen, dass sie sich an die Schultern der Felge anlegen. „Carsten spannte immer wieder nach“, so Kevin D. „Dann gab es plötzlich ein peitschendes Geräusch und einen Schrei. Carsten lag am Boden. Über ihm der Reifen. Daneben das gerissene Stahlseil. Ich zog ihn sofort unter dem Rad hervor, löste den Notruf aus und leistete Erste Hilfe.“

 

„Die Gefahren beim Reifenwechsel an Erdbaumaschinen sind vielfältig. Der zu reparierende Reifen hätte gesichert werden müssen“, so die zuständige Aufsichtsperson. „Der Kettenzug sowie die Stahlseile wurden nicht geprüft. Laut Unfalluntersuchung trug der verwendete Kettenzug die Aufschrift ‚3 tons‘, also ‚3 Tonnen‘. Das verwendete Stahlseil war jedoch nur für 1.250 Kilo ausgelegt. Hier fehlte die Kennzeichnung.“

Kurz und knapp

  • Für den Arbeitsbereich bzw. die Tätigkeit ist eine Gefährdungsbeurteilung durchzuführen und zu dokumentieren, auch wenn die Arbeiten selten durchgeführt werden.
  • Mitarbeiter sind fachgerecht zu unterweisen, wenn sie einen Rad- oder Ventilwechsel durchführen.
  • Bei größeren Rädern besteht Verletzungsgefahr durch Umfallen, daher muss nicht nur das Fahrzeug, sondern auch der zu reparierende Reifen ausreichend gesichert werden.
  • Lastaufnahmemittel sind mit den maximal zu belastenden Kräften zu kennzeichnen, um einen falschen Einsatz zu verhindern. Sie sind regelmäßig auf Schäden hin zu überprüfen.