S./Thüringen. – Wie ein Käfer liegt er da. 20 Tonnen schwer. Und alle Viere von sich gestreckt. Eine absolute Tragödie. Denn der Raupenbagger geriet zu nah an die Absturzkante. Rutschte ab, überschlug sich und begrub den Baggerfahrer unter sich. Was war passiert?

 

Auf der Bauschuttdeponie wird von Zeit zu Zeit Material umgesetzt. Baggerfahrer Rudolf L. (43) kannte sich hervorragend im Gelände aus. Und den Raupenbagger aus dem Effeff. Am Unfalltag arbeitete er allein auf der Deponie. So kam es, dass niemand Zeuge des Unfalls wurde. Sicherheitsexperten rekonstruierten den Hergang so: Den Spuren nach muss Rudolf L. von der unteren Sohle auf eine Zwischensohle gefahren sein. Vermutlich wollte er Material umschichten. Also von der Halde links auf die untere Sohle rechts. Dabei stand der Raupenbagger direkt an der Absturzkante.

 

„Das Abrutschen von Haldenrändern wird sehr oft unterschätzt.“

 

Es ist wahrscheinlich, dass der Boden unter dem tonnenschweren Bagger nachgab. Der Riese verlor das Gleichgewicht, rutschte ab und überschlug sich. An der Wand oberhalb des Fahrwerks waren die Rutschspuren der Kette deutlich zu erkennen. Rudolf L. war nicht angeschnallt. Er wurde bei dem Überschlag aus dem Führerhaus herausgeschleudert und geriet unter den Bagger. Eine tödliche Falle.

 

„Erdbaumaschinen müssen so eingesetzt und betrieben werden, dass ihre Standsicherheit jederzeit gewährleistet ist. Diese kann beeinträchtigt werden, z. B. durch Überlastung, ruckartiges Beschleunigen oder verzögerte Fahr- und Arbeitsbewegungen“, so die zuständige Aufsichtsperson. „Das Abrutschen von Haldenrändern oder das Abbrechen von Böschungskanten wird sehr oft unterschätzt. Die Gefahr ist umso größer, je steiler und höher die Erdwand und je weicher der Boden ist. Dieser Unfall zeigt auch: Anschnallen schützt davor, herum- oder herausgeschleudert zu werden.“

Kurz und knapp

  • Tätigkeiten mit Erdbaumaschinen jeden Tag sorgfältig planen. Gelände checken. Tragfähigkeit des Bodens/des aufgeschütteten Materials und mögliche Standsicherheit überprüfen. Einflüsse wie Erschütterungen, Belastungen, Witterung mitbedenken.
  • Sicherheitsabstände vorab festlegen und einhalten: bei über 12 Tonnen schweren Maschinen mindestens zwei Meter zur Kante.
  • Erdbaumaschine sicher bedienen. Keine Risiken eingehen.
  • Sohlen müssen so breit und fest angelegt werden, dass ein sicherer Betrieb mit der jeweiligen Erdbaumaschine gewährleistet ist.
  • Bei Drehbewegung im Gefälle mit schwer beladener Schaufel auf Kippgefahr achten.
  • Erdwände und Haufen weder untergraben noch aushöhlen.