Christian Kremer, Fachkraft für Arbeitssicherheit und Gefahrgutbeauftragter, berät Unternehmen wie die Holcon GmbH in allen Fragen der Arbeitssicherheit und des Gefahrgutmanagements. Dazu gehört auch das Thema „Fremdfirmen im Betrieb“. Im Gespräch erläutert er, welche allgemeinen Gefahren es in der Zusammenarbeit mit Fremdfirmen gibt und welche Schutzmaßnahmen wichtig sind.
Das neue BAUZ Thema heißt „Fremdfirmen im Betrieb – wir sprechen uns ab“. Welche allgemeinen Gefahren gibt es in der Zusammenarbeit mit Fremdfirmen?
Fremdfirmen können unterschiedliche Sicherheits- und Gesundheitsstandards haben, was zu erhöhten Risiken führen kann. Unzureichende Kommunikation zwischen Betrieb und Fremdfirmen kann zu Missverständnissen und gefährlichen Situationen führen. Mitarbeiter von Fremdfirmen sind möglicherweise nicht ausreichend über die spezifischen Gefahren und Sicherheitsvorschriften des Betriebes informiert. Bei der Zusammenarbeit können Koordinationsprobleme auftreten, insbesondere, wenn mehrere Firmen gleichzeitig an einem Projekt arbeiten. Fremdfirmen haben möglicherweise Zugang zu Bereichen, die für sie nicht sicher sind, was zu Unfällen führen kann.
Welche Schutzmaßnahmen sind deshalb besonders wichtig?
Klare Verträge und Vereinbarungen sind die Basis. Alle Sicherheitsanforderungen müssen verständlich und nachvollziehbar definiert sein. Regelmäßige Schulungen für alle Mitarbeiter des Betriebes und der Fremdfirmen stellen sicher, dass alle über die Sicherheitsvorschriften informiert sind. Damit alle Beteiligten mögliche Gefahren kennen, braucht es klare Kommunikationswege und -protokolle. Mit Hilfe gemeinsamer Sicherheitsbesprechungen können Risiken identifiziert und Lösungen erarbeitet werden. Zugangskontrollen zu gefährlichen Bereichen stellen sicher, dass nur autorisierte und geschulte Personen Zutritt haben. Wer die genannten Gefahren und Schutzmaßnahmen beachtet, kann die Sicherheit in der Zusammenarbeit mit Fremdfirmen erheblich verbessern.
Wie sollte der Einsatz von Fremdfirmen am besten geplant, organisiert und kontrolliert werden?
Nehmen wir die Holcon GmbH als Beispiel. Dieses Unternehmen hat seinen Stammsitz in den Niederlanden. Die Niederländer sind ja in der Arbeitssicherheits-Zertifizierung ganz weit vorne. Holcon hat eine Zertifizierung, in der es um die Kommunikation geht und wie der Arbeitsschutz im Unternehmen gelebt wird. Entsprechend werden natürlich alle Mitarbeiter, egal ob eigene Mitarbeiter oder Fremdfirmen, in diesen Prozess miteinbezogen. Kommunikation findet über alle Ebenen statt. Es wird überprüft, ob die Mitarbeiter der Subunternehmer die für den Arbeitsschutz benötigten Informationen auch bekommen. Und auch so bekommen, dass sie es verstehen. Der Betriebsleiter und auch der Fremdfirmenkoordinator überwachen das Ganze.
Wie werden mögliche gegenseitige Gefährdungen ausgeschlossen?
Durch eine umfassende Risikobewertung werden erst mal mögliche Gefahren identifiziert, die durch die Zusammenarbeit entstehen könnten. Dies sollte sowohl die Tätigkeiten der eigenen Mitarbeiter als auch die der Fremdfirma umfassen. Die Fachkräfte und Verantwortlichen sollten bei der Bewertung dabei sein. Daraus werden klare Sicherheitsrichtlinien und -verfahren entwickelt, die für alle Beteiligten gelten. Darin werden auch spezifische Anforderungen und Verhaltensweisen festgelegt, um Risiken zu minimieren. Alle Mitarbeiter, also einschließlich der Fremdfirmen, sollten regelmäßig geschult und unterwiesen werden. Dies umfasst Informationen über spezifische Gefahren am Arbeitsplatz sowie über die Sicherheitsvorschriften des Unternehmens. Regelmäßige Meetings und Updates können helfen, mögliche Gefahren frühzeitig zu erkennen und zu besprechen. Die Arbeiten sollten so geplant werden, dass Überschneidungen und Konflikte zwischen den Tätigkeiten der verschiedenen Firmen minimiert werden. Dies kann durch einen klaren Zeitplan und die Zuweisung von Verantwortlichkeiten geschehen. Durch Zugangskontrollen zu gefährlichen Bereichen wird sichergestellt, dass nur autorisierte und geschulte Personen Zutritt haben. Außerdem sollten Notfallpläne entwickelt werden, die auch die Zusammenarbeit mit Fremdfirmen berücksichtigen. Diese Pläne sollten klare Anweisungen für den Umgang mit Unfällen oder Gefahren enthalten. Mit Hilfe von regelmäßigen Sicherheitsüberprüfungen und Audits wird kontrolliert, dass die Sicherheitsmaßnahmen eingehalten und mögliche Verbesserungen identifiziert werden. Durch die Umsetzung dieser Maßnahmen können mögliche gegenseitige Gefährdungen effektiv ausgeschlossen oder zumindest erheblich reduziert werden.
Was ist für Mitarbeiter in Bezug auf die Zusammenarbeit mit Fremdfirmen besonders wichtig zu wissen?
Es ist wichtig, den Auftrag, die Aufgaben und Verantwortlichkeiten zu verstehen. Klare Ziele und Erwartungen helfen, die Zusammenarbeit zu strukturieren und den Erfolg zu messen. Eine klare und offene Kommunikation ist entscheidend. Missverständnisse können vermieden werden, wenn alle Beteiligten regelmäßig Informationen austauschen. Kulturelle Unterschiede und Arbeitsweisen sollten berücksichtigt werden, um eine harmonische Zusammenarbeit zu fördern. Jeder Mitarbeiter sollte sich der Datenschutzrichtlinien bewusst sein und sicherstellen, dass sensible Informationen geschützt sind. Regelmäßiges Feedback und das Besprechen und Auswerten der Zusammenarbeit können helfen, Prozesse zu optimieren und Probleme frühzeitig zu erkennen. Wenn Mitarbeiter diese Punkte im Hinterkopf behalten, können sie die Zusammenarbeit mit Fremdfirmen effektiver und erfolgreicher gestalten.
Wenn Sie Mitarbeiter zum Thema „Fremdfirmen im Betrieb“ unterweisen, worum geht es dabei?
Mitarbeiter müssen über die Sicherheitsrichtlinien informiert werden, die im Umgang mit Fremdfirmen gelten. Dazu gehören Informationen über Gefahren am Arbeitsplatz und die notwendigen Schutzmaßnahmen. Es ist wichtig, die Zugangsregelungen für Fremdfirmen zu erläutern, einschließlich der Bereiche, die betreten werden dürfen, und der erforderlichen Genehmigungen. Um Missverständnisse und Fehler zu vermeiden, sollte die Bedeutung einer klaren Kommunikation zwischen den eigenen Mitarbeitern und den Mitarbeitern der Fremdfirma hervorgehoben werden. Mitarbeiter sollten über die Verantwortlichkeiten im Umgang mit Fremdfirmen informiert werden, sowohl hinsichtlich der eigenen Aufgaben als auch der Erwartungen an die Fremdfirma. Die Unterweisung sollte auch die Bedeutung von Teamarbeit und Kooperation zwischen internen und externen Mitarbeitern betonen, um eine reibungslose Zusammenarbeit zu gewährleisten.
Was würden Sie anderen Betrieben zum Thema „Fremdfirmen im Betrieb“ empfehlen?
Sich bei der Umsetzung von Themen wie Arbeitssicherheit, Fremdfirmen im Betrieb etc. eine Fachkraft für Arbeitssicherheit mit ins Boot zu holen.
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