W./Brandenburg. – „Alles klar!“ kann viel bedeuten. Auch in einem eingespielten Monteurteam. Schlosser Enrico W. (40) jedenfalls meinte nicht, dass sein Kollege die Förderschnecke schon in Betrieb setzen sollte. Denn dort befand sich noch seine Hand, um das Schmierfett abzuwischen.

 

Im Betonwerk gab es Probleme mit einer Förderschnecke. Das Antriebslager war defekt. Ein klarer Fall für das erfahrene Schlosserduo. Das Knifflige an der Sache: Der Schneckenantrieb ließ sich nur über den zentralen Leitstand steuern. Und der war etwa 50 Meter weit weg, Sichtkontakt gab es fast keinen. Also teilten sich die beiden auf: Während Enrico am Schneckenantrieb arbeitete, stand sein Kollege in der Nähe des Maschinenführers, um die Kommandos seines Kollegen weiterzugeben. Die Anlage wurde auf Handbetrieb umgestellt, um die Förderschnecke separat an- und ausschalten zu können.

 

„Als Enrico durch die Wartungsöffnung griff, lief die Schnecke an.“

 

Schnecke quetscht Hand

Auf Enricos Zuruf wurde die Schnecke mehrmals an- und wieder ausgeschaltet, bis das Lager eingebaut war und rundlief. „Alles klar!“ rief Enrico in Richtung Leitstand. Für seine Kollegen die Aufforderung, die Anlage wieder auf Automatik zu stellen. Doch Enrico wollte noch schnell das Schmierfett entfernen. Und so griff er durch die Wartungsöffnung, als die Schnecke anlief. Enrico begann zu schreien. Sofort drückte der Kollege auf Not-Aus. Doch die Schnecke hatte Enricos Hand gequetscht. Im Schock befreite sich Enrico, kletterte noch die Leiter der Dosierbühne runter und brach dann schwer verletzt zusammen.

 

„Ein Zuruf allein nach Abschluss von Reparaturarbeiten reicht nicht, um eine Anlage gefahrlos wiedereinzuschalten. Und schon gar nicht, wenn der Sichtkontakt eingeschränkt ist. Ein irrtümliches oder unerwartetes Ingangsetzen durch andere muss ausgeschlossen sein“, so die Sicherheitsfachkraft. „Die Kollegen am Leitstand hätten warten müssen, bis Enrico W. eindeutig außerhalb des Gefahrenbereichs war. Außerdem sind bei mangelnden Verständigungsmöglichkeiten klare Kommunikationsregeln zu verabreden oder ist Sprechfunk einzusetzen.“

Kurz & knapp

  • Bei der Instandhaltung sind Schutzeinrichtungen teilweise entfernt oder unwirksam – deshalb besondere Vorsicht. Als Ersatz sind meist nur organisatorische Schutzmaßnahmen möglich. Diese müssen peinlich genau abgestimmt sein und eingehalten werden.
  • Sprachverständigung muss eindeutig und verständlich sein.
  • Besteht keine ausreichende Sicht, Sprechfunk benutzen.
  • Besonders wichtig: Vor Wiedereinschalten kontrollieren, dass keiner mehr im Gefahrenbereich ist – wenn möglich Sichtkontrolle.